Basketballer feiern 60jähriges Bestehen

Basketball wurde 1891 von dem kanadischen Arzt und Pädagogen James Naismith in Springfield (Massachussetts) erfunden, der mit dem Spiel seine sporttreibenden Studenten im Winter beschäftigen wollte. In den USA fand das Spiel rasch Verbreitung; 1936 wurde es olympisch. Als Gastgeber der Sommerspiele in Berlin war auch Deutschland mit einem Team vertreten, das zu großen Teilen aus umgeschulten Handballern bestand, darunter Willi Daume, der spätere Präsident des bundesdeutschen Nationalen Olympischen Komitees, der in dieser Funktion erheblichen Anteil daran hatte, die Spiele 1972 nach München zu holen.

ERSTER ANLAUF
Basketball war im national-sozialistischen Deutschen Reichsbund für Leibesübungen beim Fachamt Handball angesiedelt. Dementsprechend war es auch die Handballabteilung des TSV 1860, die bald nach den Berliner Spielen erstmals in Sachen Basketball von sich hören ließ. In der Märzausgabe der Vereinsnachrichten erschien der Aufruf. Bei den in der Anzeige erwähnten peruanischen Basketballern handelte es sich um eine Gruppe von Studenten. 1937 nahmen sie an einem von dem Reichsbundlehrer Murero abgehaltenen dreitägigen Lehrgang teil, zusammen mit einer Reihe von neuen Münchner Basketballvereinen, darunter RTV Laim, Luftwaffen-SB Neubiberg, Turnerbund München und Kriegsschule München. Basketball gespielt wurde in jener Zeit in München auch beim TSV Jahn München, dem MTV 1879 München und dem MTSV Schwabing. 1938 nahmen die peruanischen Studenten außer Konkurrenz an der ersten Münchner Stadtmeisterschaft im Basketball teil. Als offizielle Vertreter des TSV 1860 München galten sie also wohl nicht. Der Aufruf an deutsche Mitglieder des Vereins, sich zum Basketball zu melden, scheint nicht auf große Resonanz gestoßen zu sein. Zumindest findet sich in den weiteren Ausgaben der Vereinszeitung bis zu ihrer Einstellung während des Zweiten Weltkriegs keine weitere Erwähnung irgendwelcher Aktivitäten in Sachen Basketball. Es war also nicht wirklich zu einer Abteilungsgründung gekommen.

ZWEITER ANLAUF
Nach dem Krieg gab es neue Bestrebungen zur Gründung einer Basketball-Abteilung bei 1860. Erneut gingen die Handballer voran, aus deren Kreis bald nach Kriegsende eine Mannschaft hervorging, die diverse Turniere gewann und sich „zum ausgesprochenen Favoritenschreck“ entwickelte. Da es aber bei den Handballern, die damals noch Feldhandball spielten, nicht so gut lief te man sich wieder auf diesen Sport; die basketballerischen Aktivitäten wurden gedrosselt, so dass sich die Gründung einer Abteilung verzögerte. Nachdem die 1. Mannschaft der Handballer 1948 den Wiederaufstieg in die oberste Spielklasse sicherte, nahm man in den letzten Monaten des Jahres das Basketballspiel wieder auf, nicht zuletzt zur Überbrückung der Winterpause.

Um Punkte spielte in jener Zeit ein „International-Team“ mit Kapitän Caspar Jako; Ziel war jedoch die Gründung einer „Inländermannschaft“, auch zwei Jugendmannschaften sollten gebildet werden. Die „Grundlagen für eine gedeihliche Entwicklung dieser jungen Abteilung“ seien gelegt, so die Vereinszeitung im Februar 1949. Tatsächlich fand die offizielle Gründungsversammlung der Abteilung erst am 21. Oktober 1949 statt. Der bisher kommissarische Abteilungsleiter Dr. Siegfried Reiner wurde einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt mit dem bereits erwähnten Caspar Jako als Stellvertreter. Als Trainer der Männer fungierte Zenonas Puzinauskas, bei der Jugend Willy Jungblut. Inzwischen spielten auch Frauen bei 1860 Basketball; als deren Trainer wird Richard Heuberger genannt. In ihrem Bericht über die Gründungsversammlung bezeichnet die Vereinszeitung den Verein als vor dem Kriege zu den „Schrittmachern des Münchner Basketballsports“ gehörig, eine vielleicht doch überzogen selbstbewusste Einschätzung. Im April 1950 zeigte sich die Abteilung mit der sportlichen Entwicklung durchaus zufrieden. Fünf Mannschaften gingen in den Punktspielen an den Start, drei bei den Männern, je eine bei Frauen und Jugend. Die 1. Mannschaft konnte sogar mit den Spitzenmannschaften MTSV Schwabing (1949 immerhin Deutscher Meister) und MTV 1879 mithalten. Nicht ganz zufrieden war man allerdings mit der Unterstützung durch den Hauptverein, deren Fehlen, so hieß es, die Gefahr heraufbeschwor, die aufstrebende Abteilung könne bald wieder in der Versenkung verschwinden.

Und so kam es dann auch. 1951 ist die Abteilung in der Vereinszeitung noch gelistet, doch danach verliert sich die Spur. Das Kommando im Münchner Basketball führten andere Vereine; nach den bereits erwähnten Schwabingern zunächst der FC Bayern, der 1955 die Deutsche Meisterschaft gewann, und dann ab Ende der 1950er der TSV Jahn, der 1961 das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft erreichte. In den oberen Ligen mischten außerdem der Post SV und der Polizei SV mit.

DRITTER ANLAUF
In den 1960ern kam es zu einem dritten Anlauf und diesmal gelang es, beim TSV 1860 auf Dauer eine Basketballabteilung zu etablieren. Die Gründungsversammlung fand im September 1965 statt. Abteilungsleiter wurde der Landtagsabgeordnete Prinz Konstantin von Bayern, dessen Großonkel Rupprecht einst bei den Löwen geturnt und als Mitglied des Königshauses in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg als „Protektor“ des Vereins firmiert hatte. Als Technischer Leiter fungierte Arno Murf, der im Verlauf der zweiten Spielzeit auch den Trainerposten übernahm und im bayerischen Verband eine bedeutende Rolle spielte. Ein konkurrenzfähiges Team stand schon bereit, zusammengesetzt vorwiegend aus Spielern des Polizei SV und des Post SV, die zu 1860 übergetreten waren. Hintergrund dieser Wechsel war die bevorstehende Einführung einer zweigleisigen Bundesliga zur Saison 1966/67. Die Finanzierung einer Bundesligamannschaft traute man den Löwen wohl eher zu als den abgebenden Vereinen. Die Mannschaft wurde sofort in die Oberliga Süd eingestuft, die damals höchste Spielklasse. Saisonziel war eindeutig die Bundesligaqualifikation. Dieses Ziel wurde mit Platz 5 auch erreicht, und so stellten die Sechziger 1966 im Meisterjahr der Fußballer ein weiteres Bundesligateam in einer der großen Ballsportarten. Der erreichte Platz berechtigte allerdings nicht zur Teilnahme an den Spielen um die Deutsche Meisterschaft; dazu hätte es einer Platzierung im Spitzentrio bedurft.

START DER MANNSCHAFT
Star der Mannschaft war der amerikanische GI Joe Kelley, bei dem es allerdings mitunter Probleme mit der Freistellung zu den Spielen gab, die Prinz Konstantin in einem Schreiben an einen General der US Army zu beheben suchte, was wohl auch gelang. Während der ersten Bundesligasaison wurde Kelley dann allerdings zum Sergeanten befördert und musste im Januar 1967 in die USA zurückkehren. Am Ende der Saison 1966/67 belegten die Löwen Rang sechs unter zehn Teams und sicherten damit den Klassenerhalt. Neben der Oberligamannschaft trat die neue Abteilung auch mit einem Frauen- und einem Jugendteam sowie zwei weiteren Herrenmannschaften zu den Punktspielen an. Später kam auch noch ein Schülerteam dazu.

Eigentlich war geplant, in der vereinseigenen Turnhalle an der Auenstraße zu spielen. Dies war jedoch nicht möglich, da in der Halle keine Körbe vorhanden waren. Gespielt wurde stattdessen in der Sporthalle der McGraw-Kaserne, die auch anderen Münchner Bundesligisten als Heimstätte diente. Zeitweise wurde dort auch trainiert, meist aber übten die verschiedenen Teams des Vereins in der Turnhalle des Wittelsbacher Gymnasiums am Marsplatz. Auch 1969 konnte der Plan, endlich in der eigenen Halle zu spielen, nicht umgesetzt werden. Die Stadt habe Hilfe in Gestalt zweier fahrbarer Korbständer angeboten, hieß es, doch die passten dann nicht durch die Türe! Erst in den frühen 1970ern gelang es endlich, die Halle an der Auenstraße basketballtauglich zu machen.
Im Sommer 1967 gab es eine Veränderung in der Abteilungsleitung: Hans Büchner übernahm von Prinz Konstantin. In der ersten Hälfte der 1970er trat dann Werner Mathias an die Spitze der Abteilung, der zeitweise auch als Trainer fungierte. Ab dem 1. Mai 1967 besetzte mit John C. Walsh auch erstmals ein Amerikaner das Amt des Trainers; er hatte den Posten allerdings nicht lange inne. Die Nachfolge von Joe Kelley in der Mannschaft trat mit Jim Aikens ein junger amerikanischer Student an. Mit Charles Washington kam von Schwaben Augsburg ein weiterer Amerikaner und mit Gerhard Ritter auch ein deutscher Nationalspieler.

Trotz dieser Verstärkungen reichte es in der Saison 1967/68 in der Bundesliga nur zu Rang neun, gleichbedeutend mit dem Abstieg in die Oberliga Süd. Dort stand am Ende der Saison 1968/69 der 2. Platz zu Buche. In zwei Qualifikationsspielen gegen den TV Kirchheimbolanden, den Zweiten der Oberliga Südwest, gelang die sofortige Rückkehr in die Bundesliga. In dieser Saison verzeichneten auch andere Mannschaften des Vereins Erfolge, doch sowohl die 2. Mannschaft wie auch die 3. und die Frauen verzichteten aus finanziellen Gründen jeweils auf den Aufstieg. Insgesamt beteiligten sich acht Teams des TSV 1860 München an den Punktspielen und in der Saison 1969/70 kam noch eine Alte-Herren-Mannschaft dazu.

Nach dem Wiederaufstieg wurde in der Saison 1969/70 mit dem 7. Platz die Klasse gehalten, doch ein Jahr später bedeutete Rang acht den erneuten Abstieg. Es folgten drei Spielzeiten in der Regionalliga Süd, wie die zweithöchste Spielklasse nun hieß. Erst in der Saison 1973/74 gelang als Meister mit 15 Siegen aus 18 Spielen der Wiederaufstieg. Die Rückkehr in die Bundesliga war allerdings nicht von Erfolg gekrönt, denn in der Saison 1974/75 – die Spiele wurden nun in der Rudi-Sedlmayer-Halle ausgetragen – reichte es nur zum 8. und letzten Tabellenplatz. Ganz ohne Erfolge für die Löwenbasketballer und -basketballerinnen verlief diese Saison allerdings keineswegs. Eine größtenteils aus Spielern aus der Gründungszeit der Abteilung bestehende Seniorenmannschaft sicherte sich am 7./8. Juni 1975 in Berlin den Titel des Deutschen Meisters. Und auch die U16-Juniorinnen des TSV 1860 München erreichten das Finale um die Deutsche Meisterschaft. Ein 59:50 im Hinspiel gegen den 1. SC Göttingen reichte jedoch nicht zum Titelgewinn, denn das Rückspiel in Göttingen ging mit 36:47 um zwei Punkte deutlicher verloren.

Die Saison 1974/75 war bei den Männern die letzte der zweigleisigen Bundesliga und angesichts der anstehenden Einführung der eingleisigen Bundesliga stand auch im Münchner Basketball eine Konzentration der Kräfte an. Die Basketballabteilung des TSV 1860 wurde in einen neuen Verein namens BC München ausgegliedert, der wiederum mit dem USC München eine Spielgemeinschaft unter dem Namen SG BC/USC München einging. Der USC war 1967 in die Bundesliga aufgestiegen und hatte seither die Klasse halten können. 1971 wurde sogar das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft erreicht, das allerdings gegen den TuS 04 Leverkusen verloren ging. Ein Jahr später gelang immerhin der Einzug ins Halbfinale.

Die Männermannschaft der SG München spielte noch zwei Jahre in der Bundesliga und danach bis 1989 in der 2. Bundesliga. Erfolgreicher waren die Frauen, die in den folgenden Jahren in schöner Regelmäßigkeit die Meisterschaft in der 2. Bundesliga Süd holten, um dann allerdings jeweils dem Nordmeister im Meisterschaftsfinale zu unterliegen. Im Pokal allerdings standen bis 1992 fünf Titel zu Buche, nachdem die USC-Frauen diesen Titel bereits 1975 erstmals errungen hatten. Zu den Leistungsträgerinnen bei den erfolgreichen SG-Frauen gehörte mit Doris Schuck eine Spielerin, die 1975 im nur knapp am Titelgewinn gescheiterten Juniorinnenteam des TSV 1860 München gestanden hatte. Mit ihr war ein Stück Löwen-DNA in die SG übergegangen. Die Spielgemeinschaft, die zeitweise auch unter dem Namen Lotus München antrat, wurde 1994 aufgelöst und ging in den neu gründeten Verein München Basket über.

NUR NOCH FREIZEITSPORT
Mit Spitzenbasketball bei den Sechzgern war es ab 1975 also vorbei. Nicht aber mit Basketball an sich. 1977 taten sich einige „alte Herren“ aus frühen Jahren mit Werner Matthias als Abteilungsleiter zusammen und meldeten eine Mannschaft zum Spielbetrieb in der Kreisliga an, die sich dort überaus achtbar schlug, obwohl der Altersschnitt weit über dem der Konkurrenten lag. Ein Modell, das auch später immer mal wieder zur Anwendung kam. Zwei Jahre später, 1979, kämpften die besagten „alten Herren“ in der Klasse Senioren III um die Deutsche Meisterschaft und errangen beim Turnier in Berlin die Vizemeisterschaft.

Basketball war bei 1860 also nun ein Freizeitsport. Die Teams agierten fortan in unteren Klassen bis hinauf zur Bezirksliga. Mitunter mag es auch Lücken gegeben haben, wenn aus Personalmangel keine Mannschaft gemeldet werden konnte. Man könnte darüber streiten, ob man angesichts solcher Lücken nicht von wiederholten Abteilungs-neugründungen sprechen müsste. Doch wann immer in späteren Jahren frühere Spieler oder Funktionäre für langjährige Mitgliedschaft in der Abteilung geehrt wurden, wurden solche Lücken wie die von 1975 bis 1977 nicht als relevant betrachtet, und insofern ist es nicht falsch, das aktuelle Jahr als Jubiläumsjahr in der nun 60-jährigen Geschichte des Basketballs bei 1860 zu betrachten. Eine neue Epoche begann mit der Saison 1982/83, als eine wesentlich verjüngte Mannschaft den Spielbetrieb aufnahm. Mit Werner Rohrhofer übernahm Mitte der 1980er ein Mann die Abteilungsleitung, der dieses Amt bis 2014 innehaben sollte. 1984 wurde der Aufstieg in die Bezirksliga noch um Haaresbreite verpasst; ein Jahr später war es dann soweit und die Klasse konnte bis 1989 gehalten werden. Auch eine 2. Mannschaft nahm in diesen Jahren am Spielbetrieb teil. 1991 gelang die Rückkehr in die Bezirksliga und mit dem Gewinn des Bezirkspokals qualifizierte sich das Team sogar für den Bayernpokal. In den folgenden Jahren spielten die Löwenbasketballer durchgehend in der Bezirksliga und verfehlten 1992 als Zweiter und 1996 als Dritter den Aufstieg in die Oberliga jeweils nur knapp.

Ende der 1990er gab es erneut eine kurze Periode, in der keine Mannschaft gemeldet werden konnte; mit der Saison 2000/01 ging es dann weiter. Das übliche Habitat des Teams war nun zunächst die Kreisliga; erst in der Saison 2012/13 gelang der Aufstieg in die Bezirksklasse, in der man sich in der Folgesaison mit Platz vier etablierte. 2014 löste Wolfram Kretzer den langjährigen Abteilungsleiter Werner Rohrhofer ab. 2017 ging es zurück in die Kreisliga. Wolfram Kretzer starb überraschend im September 2018 und sein bisheriger Stellvertreter Amir Zizak übernahm die Abteilungsleitung, die er seither innehat. Heimat der Abteilung ist seit einigen Jahren die Halle der Wilhelm-Busch-Realschule am Krehlebogen 16 in Perlach. Die Mannschaft spielt in der Bezirksklasse Oberbayern Mitte und setzt dort die nunmehr 60-jährige Tradition des Basketballs im TSV München von 1860 e.V. fort.

Text: Claus Melchior (Abteilung Vereinsgeschichte)

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